Die goldene Regel nach der Trennung

Trennungen sind meist schmerzhaft. Doch niemand, der sich noch nie von einem Narzissten getrennt hat, kann sich eine Vorstellung davon machen, welcher Wahnsinn sich dort vor uns auftut. Nicht nur wir leiden wie die Hunde, dazu kommt meist, dass wir erst bei der Trennung das wahre, unschöne, einfach nicht vorstellbare Gesicht des ehemals geliebten Menschen zu sehen bekommen.

Und während wir noch mit dem Hormon-Entzug kämpfen, der uns vom Narzissten abhängig gemacht hat wie einen Junkie vom Heroin, müssen wir gleichzeitig mit Boshaftigkeiten umgehen lernen, für die uns das Leben einfach niemals vorbereitet hatte. Dazu stehen wir noch vor dem Scherbenhaufen unseres Lebens und der quälenden Frage, ob wir denn eigentlich jemals geliebt wurden. Währenddessen der oder die Ex ein glückliches Leben mit der oder dem Neuen so plakativ vor sich herträgt, dass sich uns bei jedem Gedanken daran der Magen umdreht.

Ja, es ist Folter. Und ja, so ist es auch gedacht. Jeder Kontakt zu uns wird von dem anderen genutzt, um uns noch einmal einen Tritt unter die Gürtellinie zu geben. Egal, ob es wenige Monate, einige Jahre oder ein ganzes gemeinsames Leben waren, was da gerade in sich zusammengebrochen ist, von Dankbarkeit oder Liebe ist jede Spur verschwunden.

Wir werden beschimpft, uns wird die Schuld für das Scheitern in die Schuhe geschoben und – fast immer – ist eine Verleumdungskampagne gegen uns im Gange, der die wenigen Kontakte, die wir noch behalten haben, nun auch zum Opfer fallen. Oder über die uns mit schöner Regelmäßigkeit mitgeteilt wird, wie „unfassbar glücklich“ der andere doch jetzt ist. Endlich ist er in der Lage, das Leben zu leben, dass er sich immer erträumt hat. Die andere ist uns vielleicht ähnlich, aber viel schöner, intelligenter, leidenschaftlicher, reicher, fröhlicher…. die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Denn es geht nur um Eines: Uns weh zu tun. So effektiv wie es nur irgend geht.

Warum tun Narzissten das? Weil sie es können. Aber weißt du was? Damit können wir uns später beschäftigen. Wenn wir wieder klar sehen, auf eigenen Füßen stehen. Wieder atmen können. Bis jetzt ist nur eines wichtig: Es liegt an ihm. Aber niemals, niemals an dir! Schreib dir das auf und klebe dir das an den Spiegel: Es liegt an ihm. Und irgendwann wirst du es erkennen und erleichtert sein, dass alles so gekommen ist, wie es gekommen ist. Du hast eine neue Chance geschenkt bekommen. Wenn du es auch im Moment ganz sicher noch nicht so siehst.

„Wird er wiederkommen?“Ich sage dir: Hoffentlich nicht!

Höchst wahrscheinlich wird er irgendwann wieder den Kontakt zu dir suchen. Dann, wenn es dir etwas besser geht, wenn du auf dem Weg der Genesung bist. Wenn du wieder jemand bist, bei dem es etwas zu holen gibt. Das nennt sich Hoover – wie ein Staubsauger saugt er dich ein. Du weißt, wofür wir das halten, was wir aufsaugen, nicht wahr?

Und dann fängt alles wieder von vorne an. Ja, es wird noch einmal kurz schön. Vielleicht nicht so schön, wie am Anfang, aber ein bisschen. So, dass es deinem geschundenen Nervensystem ein wenig besser geht. Dann lässt er dich wieder fallen. Härter und brutaler als zuvor. Dazwischen wird er dich vielleicht um etwas bitten: Geld, Sex, Zeit – und dann: Paff! Geht es dir mieser als jetzt. Viel mieser.

Willst du das?

Ja, denkst du vielleicht jetzt und fragst dich gleichzeitig, wie zum Kuckuck du darauf kommst. Das ist nur dein Hormonhaushalt, der gerade etwas außer Rand und Band geraten ist. Gepaart mit böser kognitiver Dissonanz. Aber sei unbesorgt. Das geht auch wieder vorbei und du wirst bald wieder klare Bilder sehen. Das ging uns allen so.

Im Schnitt erleidet ein Opfer bis zu sieben (!) Hoover, sieben Missbrauchskreisläufe, bis es endlich selbst den Absprung schafft. Denn ja, dein Ex, der dich gerade so dreckig fallen gelassen hat, wird wiederkommen. Und dich wieder fallen lassen. Und wieder. Und wieder. Und wieder …. Bis du endlich die Nase voll hast vom Leiden uns selbst die Reißleine ziehst.

Und die heißt: NO CONTACT. Keinen Kontakt. Null. Nada. Kein Stalken auf Facebook-Profilen, kein „Nur-mal-schauen-ob-er-online-ist“. Nichts. Das soll dich nicht ärgern. Das hat knallharte biologische Gründe, die ich an anderer Stelle erläutert habe. Jetzt muss erst einmal das Wissen reichen: Dein Ex ist für dich nicht mehr existent. Jetzt geht es nur noch um dich.

Warum ist der Kontaktabbruch so schwer?

Narzissten sind so charmant und manipulativ und wissen genau, wie sie andere Menschen beeinflussen können, dass es für sie ein leichtes ist, deine Knöpfe zu drücken. Gerade deine, denn dich kennen sie in- und auswendig. Und du, noch immer im Trauma-Bonding,  steckst voll in der emotionalen Abhängigkeit, kommst einfach nicht von ihm los.

Die No-Contact-Regel ermöglicht es dir aber, den Teufelskreis aus Zuckerbrot und Peitsche, Abhängigkeit und Missbrauch,  zu durchbrechen. Durch den vollständigen Kontaktabbruch wird der Narzisst daran gehindert, weiterhin Einfluss auf dein Leben zu nehmen und seine manipulativen Taktiken anzuwenden. Dies gibt dir Raum, um dich auf deine eigene Heilung zu konzentrieren, dein Gefühlsleben und deine Gedankenwelt wieder zu ordnen und die kognitive Dissonanz zu überwinden.

Oftmals haben wir in toxischen Beziehungen unsere eigenen Bedürfnisse zugunsten des narzisstischen Gegenübers vollkommen vernachlässigt. Teilweise spüren wir uns selbst nicht mehr. Nur im No-Contact können wir wieder lernen, auf uns selbst zu achten und gesunde Grenzen zu entwickeln.

Die erste Zeit ist wie ein Drogenentzug

Das kann man gar nicht oft genug betonen. Was du jetzt durchmachst, ist keine Charakterschwäche, du bist auch nicht verrückt. Es sind ganz normale Symptome die etwas Gutes zeigen: Du bist dabei, wieder du selbst zu werden. Du entgiftest. Du wirst bald wieder in der Lage sein, dir das vermeintliche Glück, dass du von deinem oder deiner Ex zu bekommen glaubtest, selbst zu schenken.

Aber es ist ein Drogenentzug. Du darfst nie, nie wieder zur Nadel greifen. Und daher: Schreibe nicht ihm! Schreibe dir. Schreibe, schreibe, schreibe. Ellenlange Briefe, wenn du das möchtest, aber schicke sie niemals ab. Schreibe über dich. Über deine Träume, deine Sehnsüchte. Über den Menschen, der du einmal warst oder den Menschen, der du einmal sein möchtest. Du musst nicht auf deine Wortwahl achten. Du kannst ihm alles tausendmal erzählen, auch mitten in der Nacht, es wird sich nie von dir abwenden. Du kannst deine eigene Meinung neu entdecken und festigen.

Das Schreiben ist unser loyalster Verbündeter. Es wird uns niemals verraten.

Möchtest du es einmal ausprobieren? Dann lade ich dich herzlich ein in die Facebook-Gruppe Aufleben nach narzisstischem Missbrauch. Hier gibt es Informationen, Anregungen und, wenn du magst, auch Austausch. Wir sind ein noch kleiner Kreis und freuen uns sehr über jeden und jede einzelne, die sich uns anschließt.

Herzlichst

Frances